Aber es begab sich: Gegen Ende des siebzehnten Jahres kam ein Mann in das Land Zarahemla, und er war ein Antichrist, denn er fing an, dem Volk zu predigen entgegen den Prophezeiungen, die von den Propheten in Bezug auf das Kommen Christi ausgesprochen worden waren.
Nun gab es kein Gesetz gegen die Glaubensansichten eines Menschen; denn es war streng gegen die Gebote Gottes, dass es ein Gesetz gäbe, wodurch die Menschen auf ungleiche Grundlage gestellt würden. Denn so heißt es in der Schrift:
Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt.
Wenn nun ein Mensch wünschte, Gott zu dienen, so war ihm dies freigestellt, oder vielmehr, wenn er an Gott glaubte, so war es ihm freigestellt, ihm zu dienen; wenn er aber nicht an ihn glaubte, so gab es kein Gesetz, ihn zu bestrafen. Aber wenn er mordete, so wurde er mit dem Tode bestraft; und wenn er raubte, so wurde er auch bestraft; und wenn er stahl, so wurde er auch bestraft; und wenn er Ehebruch beging, so wurde er auch bestraft; ja, für alle solche Schlechtigkeit wurden sie bestraft.
Denn es bestand ein Gesetz, dass die Menschen gemäß ihren Verbrechen zu richten seien. Doch gab es kein Gesetz gegen die Glaubensansichten eines Menschen; darum wurde ein Mensch nur für die Verbrechen bestraft, die er begangen hatte; darum standen alle Menschen auf gleicher Grundlage.
Und dieser Antichrist, dessen Name Korihor war (und das Gesetz hatte keine Handhabe gegen ihn), fing an, dem Volk zu predigen, dass es keinen Christus geben werde. Und auf diese Weise predigte er, nämlich:
"O ihr, die ihr durch eine törichte und vergebliche Hoffnung niedergebunden seid, warum unterjocht ihr euch solchen Torheiten? Warum schaut ihr nach einem Christus aus? Denn kein Mensch kann von irgendetwas wissen, was kommen soll.
"Siehe, das, was ihr Prophezeiungen nennt, wovon ihr sagt, es sei von heiligen Propheten überliefert worden, siehe, das sind törichte Überlieferungen eurer Väter. Wie wisst ihr, dass sie gewiss und wahr sind? Siehe, ihr könnt nicht von etwas wissen, was ihr nicht seht; darum könnt ihr nicht wissen, dass es einen Christus geben wird.
"Ihr schaut voraus und sagt, ihr seht eine Vergebung eurer Sünden. Aber siehe, das ist die Auswirkung eines wirren Sinnes; und diese Verwirrung eures Sinnes kommt von den Überlieferungen eurer Väter, die euch verführen, an etwas zu glauben, was nicht so ist."
Und noch viel Derartiges mehr sprach er zu ihnen; er sagte ihnen, dass kein Sühnopfer für die Sünden der Menschen vollbracht werden könne, sondern dass es jedermann in diesem Leben so ergehe, wie es dem Verhalten des Geschöpfes entspreche; darum gedeihe jeder Mensch, wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche; und was auch immer jemand tue, sei kein Verbrechen.
Und so predigte er ihnen und verführte vielen das Herz; er veranlasste sie, in ihrer Schlechtigkeit das Haupt emporzuheben, ja, er verführte viele Frauen und auch Männer, Hurerei zu begehen – denn er sagte ihnen, wenn der Mensch tot sei, dann sei dies das Ende.
Nun ging dieser Mann auch in das Land Jerschon hinüber, um all dies unter dem Volk Ammon zu predigen, das einmal das Volk der Lamaniten gewesen war.
Aber siehe, es war klüger als viele der Nephiten; denn es ergriff ihn und band ihn und brachte ihn vor Ammon, der ein Hoher Priester über jenes Volk war. Und es begab sich: Er ließ ihn außer Landes bringen.