Mein Sohn, schenke meinen Worten Gehör; denn ich schwöre dir: Insofern du die Gebote Gottes hältst, wird es dir wohl ergehen im Land. Ich möchte, dass du wie ich an die Gefangenschaft unserer Väter denkst, denn sie waren in Knechtschaft, und niemand konnte sie befreien als nur der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; und er hat sie gewiss in ihren Bedrängnissen befreit.
Und nun, o mein Sohn Helaman, siehe, du bist in deiner Jugend, und darum flehe ich dich an, du wollest meine Worte hören und von mir lernen; denn ich weiß sicher, wer auch immer sein Vertrauen in Gott setzt, der wird in seinen Prüfungen und seinen Mühen und seinen Bedrängnissen gestärkt und wird am letzten Tag emporgehoben werden. Und ich möchte nicht, dass du denkst, ich hätte dieses Wissen aus mir selbst – nicht aus dem Zeitlichen, sondern aus dem Geistigen, nicht aus dem fleischlichen Sinn, sondern von Gott. Nun siehe, ich sage dir: Wäre ich nicht aus Gott geboren, so wüsste ich dies nicht; aber Gott hat mir dies durch den Mund seines heiligen Engels kundgetan, nicht weil ich aus mir selbst dessen würdig gewesen wäre;
denn ich ging mit den Söhnen Mosias umher und trachtete danach, die Kirche Gottes zu vernichten; aber siehe, Gott sandte seinen heiligen Engel, um uns auf dem Weg anzuhalten. Und siehe, er sprach zu uns wie mit Donnerstimme, und die ganze Erde bebte unter unseren Füßen; und wir fielen alle zur Erde, denn die Furcht des Herrn kam über uns. Aber siehe, die Stimme sprach zu mir:
Erhebe dich.
Und ich erhob mich und stand auf und sah den Engel. Und er sprach zu mir:
Auch wenn du selbst vernichtet werden willst, so trachte doch nicht mehr danach, die Kirche Gottes zu vernichten.
Und es begab sich: Ich fiel zur Erde, und über den Zeitraum von drei Tagen und drei Nächten hinweg konnte ich meinen Mund nicht öffnen, ich konnte auch meine Glieder nicht gebrauchen.
Und der Engel sprach noch mehr zu mir, was von meinen Brüdern gehört wurde, was ich aber nicht vernahm; denn als ich die Worte vernahm: Auch wenn du selbst vernichtet werden willst, so trachte doch nicht mehr danach, die Kirche Gottes zu vernichten – da wurde ich von einer so großen Furcht und Bestürzung ergriffen, dass ich vielleicht vernichtet werden könnte, dass ich zur Erde fiel, und ich hörte nichts mehr. Vielmehr wurde ich von ewiger Qual gepeinigt, denn meine Seele wurde im höchsten Grad gemartert und mit all meinen Sünden gepeinigt.
Ja, ich dachte an alle meine Sünden und Übeltaten, für die ich mit den Qualen der Hölle gepeinigt wurde; ja, ich sah, dass ich mich gegen meinen Gott aufgelehnt hatte und dass ich seine heiligen Gebote nicht gehalten hatte. Ja, und ich hatte viele seiner Kinder gemordet oder vielmehr sie hinweg ins Verderben geführt; ja, kurz gesagt, so groß waren meine Übeltaten gewesen, dass der bloße Gedanke, in die Gegenwart meines Gottes zu gelangen, meine Seele mit unaussprechlichem Entsetzen peinigte.
O, dachte ich, könnte ich doch verbannt und an Seele und Leib ausgelöscht werden, damit ich nicht dazu gebracht würde, in der Gegenwart meines Gottes zu stehen, um für meine Taten gerichtet zu werden. Und nun, drei Tage und drei Nächte lang wurde ich gepeinigt, selbst mit den Schmerzen einer verdammten Seele.
Und es begab sich: Als ich so von Qual gepeinigt war, während ich durch die Erinnerung an meine vielen Sünden gemartert wurde, siehe, da dachte ich auch daran, dass ich gehört hatte, wie mein Vater dem Volk prophezeite, dass ein gewisser Jesus Christus, ein Sohn Gottes, kommen werde, um für die Sünden der Welt zu sühnen. Als nun mein Sinn diesen Gedanken erfasste, rief ich in meinem Herzen aus:
O Jesus, du Sohn Gottes,
sei barmherzig zu mir,
der ich in der Galle der Bitternis bin
und ringsum von den immerwährenden Ketten des Todes umschlossen bin.
Und nun siehe, als ich dies dachte, konnte ich nicht mehr an meine Qualen denken; ja, ich wurde durch die Erinnerung an meine Sünden nicht mehr gemartert. Und o welche Freude und welch wunderbares Licht sah ich; ja, meine Seele war von Freude erfüllt, die ebenso übergroß war wie meine Qual!
Ja, ich sage dir, mein Sohn: Es konnte nichts so außerordentlich und so bitter sein, wie meine Qualen es waren. Ja, und weiter sage ich dir, mein Sohn, andererseits kann nichts so außerordentlich und so süß sein, wie meine Freude es war.
Ja, mir war, als sähe ich, so wie auch unser Vater Lehi es sah, Gott auf seinem Thron sitzen, umgeben von zahllosen Scharen von Engeln, wie sie sangen und ihren Gott priesen; ja, und meine Seele sehnte sich danach, dort zu sein. Aber siehe, meine Glieder empfingen wieder ihre Stärke, und ich stand auf meinen Füßen und tat dem Volke kund, dass ich aus Gott geboren war.
Ja, und von der Zeit an bis jetzt habe ich mich ohne Unterlass bemüht, dass ich Seelen zur Umkehr bringe, dass ich sie dahin bringe, von der übergroßen Freude zu kosten, von der ich gekostet habe, damit auch sie aus Gott geboren und vom Heiligen Geist erfüllt würden. Ja, und nun siehe, o mein Sohn, der Herr schenkt mir überaus große Freude an der Frucht meiner Mühen; denn wegen des Wortes, das er mir mitgeteilt hat, siehe, sind viele aus Gott geboren worden und haben gekostet, wie ich gekostet habe, und haben Aug in Auge gesehen, wie ich gesehen habe; darum wissen sie von dem allen, wovon ich gesprochen habe, so wie ich es weiß; und das Wissen, das ich habe, ist von Gott.
Und in Prüfungen und Mühen jeder Art,
ja, und in allerlei Bedrängnissen bin ich gestärkt worden;
ja, Gott hat mich aus Gefängnis
und aus Knechtschaft und vom Tod befreit;
ja, und ich setze mein Vertrauen in ihn,
und er wird mich weiterhin befreien.
Und ich weiß, er wird mich am letzten Tag emporheben,
dass ich mit ihm in Herrlichkeit wohne;
ja, und ich werde ihn preisen immerdar,
denn er hat unsere Väter aus Ägypten geführt,
und er hat die Ägypter im Roten Meer verschlungen;
und er hat sie durch seine Macht in das verheißene Land geleitet;
ja, und er hat sie ein um das andere Mal
aus Knechtschaft und Gefangenschaft befreit.
Ja, und er hat unsere Väter auch aus dem Land Jerusalem geführt;
und er hat sie durch seine immerwährende Macht
auch aus Knechtschaft und Gefangenschaft geführt,
ein um das andere Mal bis herab zum heutigen Tag;
und ich habe ihre Gefangenschaft immer im Gedächtnis behalten;
ja, und auch du sollst ihre Gefangenschaft
so wie ich im Gedächtnis behalten.
Und ich habe ihre Gefangenschaft immer im Gedächtnis behalten; ja, und auch du sollst ihre Gefangenschaft so wie ich im Gedächtnis behalten.
Aber siehe, mein Sohn, dies ist nicht alles; denn du sollst wissen, wie ich weiß: Insoweit du die Gebote Gottes hältst, wird es dir wohl ergehen im Land; und du sollst auch wissen: Wenn du die Gebote Gottes nicht hältst, wirst du von seiner Gegenwart abgeschnitten werden. Dies aber ist gemäß seinem Wort.